Wie lernen wir?

Um herauszufinden, was beim Lernen helfen kann, müssen wir zuerst wissen, wie Lernen funktioniert. Die Antwort ist denkbar einfach: im Schlaf. Aber nicht, indem man sich das Buch unters Kopfkissen legt!

 

Alle Eindrücke, die wir täglich sammeln, also auch, was wir in Büchern lesen oder vom Lehrer hören, werden vom Gehirn zunächst im Ultrakurzzeitgedächtnis gespeichert. Um das Gehirn nicht zu überfordern, vergessen wir nach nur wenigen Zentelsekunden das Meiste davon! Das Gehirn sortiert unwichtigen Dinge aus und führt die wichtigeren ins Kurzzeitgedächtnis über, wo sie etwa 24 Stunden erhalten bleiben. Was danach nicht im Langzeitgedächtnis gelandet ist, wird vergessen. Und das passiert eben im Schlaf.

 

Eigentlich simpel: wer genügend schläft, lernt besser.

Während wir schlafen, muss unser Gehirn keine neuen Eindrücke aufnehmen und kann sich voll darauf konzentrieren, die während des Tages gesammelten Informationen zu verarbeiten. Diese bleiben uns dauerhaft im Gedächtnis, wenn wir sie mit bereits bestehenden Informationen im Langzeitgedächtnis verknüpfen. Der Schlaf fördert diesen Prozess.

Abgesehen davon erholt sich unser Gehirn genau wie unser Körper im Schlaf, was Aufmerksamkeit und Konzentration am nächsten Tag verbessert. Ein ausreichend langer und tiefer Schlaf nach dem Lernen ist also die beste Voraussetzung um das Gelernte auch zu behalten. Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb Neugeborene so lange schlafen: Ihr Gehirn muss extrem viele neue Eindrücke verarbeiten und lernen, und das funktioniert am besten im Schlaf.

 

Joggen ist besser als „Gehirnjogging“

 

Ausser Schlaf braucht unser Gehirn auch Bewegung. Doch es soll nicht selber joggen, sondern unser Körper! Denn Wissenschafter haben festgestellt, dass bei körperlicher Aktivität vermehrt Stoffe gebildet werden, die das Wachstum von Nervenzellen fördern – und damit ihre Verbindungen.

 

Denksportaufgaben im Sinne von „Gehirnjogging“ sind allerdings nur bedingt empfehlenswert. Wer nämlich öfters mal Sudoku-Rätsel löst, wird bestimmt bald besser darin werden. Aber er steigert seine Leistung eben nur im Bereich „Zahlenrätsel lösen“. Für das Lernen französischer Vokabeln bringt das nichts.

Ein sich veränderndes Netzwerk

 

Unser Gehirn verändert sich ständig, es werden immer wieder neue Verbindungen zwischen Nervenzellen geknüpft. Wenn diese bestärkt werden, beispielsweise durch das Repetieren der gelernten Vokabeln, bleiben sie dauerhaft(er) bestehen. Werden diese Verbindungswege nicht benutzt, sterben sie wieder ab.

 

Was einerseits gewaltig nerven kann – wer will schon vergessen, was er mühsam gelernt hat? – ist andererseits ein gewaltiger Vorteil. Dadurch, dass unser Gehirn fähig ist, immer wieder neue Verknüpfungen zu bilden, können wir jederzeit Neues lernen. Und je mehr unterschiedliche Dinge wir lernen, desto mehr neue Wege bilden sich.

Ein gut „trainiertes“ Gehirn lässt sich mit dem Internet vergleichen: Es schöpft sein Wissen aus verschiedensten Quellen, die miteinander verbunden sind und so gegenseitig voneinander profitieren. Neue Informationen lassen sich schneller und einfacher aufnehmen, da das Programm, um sie zu verarbeiten, bereits zur Verfügung steht oder rasch heruntergeladen werden kann.

Wer besser lernen können will, sollte sich darum vor allem eines tun: Lernen. Denn prägt er sich nicht nur den aktuellen Stoff ein, sondern erleichert sich auch zukünftiges Pauken. Wie heisst es so schön: Übung macht den Meister – das gilt auch fürs Lernen.

 

Quellen:

Redaktion simplyscience.ch

Max-Planck-Institut für Neurobiologie